WAZ gibt Lesetipp: "Menschen an unserer Seite"
Ja, Eduard Claudius, geboren am 29.7.1911 in Buer, war und blieb ein echtes Kind des Ruhrpotts. Aber schon manche Stationen seines Lebensweges sind in der WAZ zeitlich etwas verrutscht. Sei's drum.
Seit 1948 lebte Claudius in Potsdam um den Aufbau des Sozialismus in der DDR zu unterstützen. Hier entstand 1951 sein Hauptwerk "Menschen an unserer Seite", in dem auch immer wieder autobiografische Hinweise aufblitzen.
In diesem Roman, der wenige Monate nach der Staatsgründung der DDR spielt, sind wir mitten drin in den Chancen und Kämpfen, die es im Sozialismus gibt. Denn es ist nach wie vor eine Klassengesellschaft!
In einem Betrieb am Rande Berlins steht die Entscheidung den wichtigen Ringofen stillzulegen und die 400 Arbeiter zu entlassen. Hans Aehre, ein Arbeiter, wagt einen Vorschlag, den es noch nie gab. Und muss dabei mit sich, den aufkommenden Bürokraten, alten Mächten und Gewohnheiten und auch seinen Kollegen ringen.
Eduard Claudius gelingt es wunderbar, das ganze Leben, das Ringen und die Auseinandersetzungen seiner Hauptpersonen um Klarheit und ihren Einsatz für den Aufbau einer neuen, sozialistischen Gesellschaft lebendig zu machen. Dabei half ihm sicherlich, dass diese Geschichte einen realen Hintergrund hatte, denn auf dem Schriftstellerkongress 1950 trifft er den Arbeiter Hans Garbe, der ihm seine Geschichte erzählt.
Ja, „Menschen an unserer Seite“ polarisierte in der DDR! Und gerade deshalb wurde es das Hauptwerk von Eduard Claudius – er prangerte die aufkommende Bürokratie an und deutet richtig, dass es auf die Massenmobilisierung zur Festigung des Sozialismus ankommt.
Er hatte noch nicht die Erfahrung, dass der Sozialismus später von innen zerstört und der Kapitalismus restauriert wurde.
In der Beilage des VERLAG NEUER WEG zur Herausgabe in Westdeutschland 1984 wird deshalb der notwendige weltanschauliche Kampf betont: „... die Partei erzieht die Arbeiter nicht ausreichend dazu, sich mit dem Marxismus-Leninismus und der politischen Lage zu befassen, um ihre Herrschaft bewusst auszuüben und zu festigen. So wurde das sozialistische Bewusstsein ungenügend gefestigt, einer ausreichenden revolutionären Wachsamkeit und demokratischen Kontrolle durch die Arbeiter der Boden entzogen. ..."
Dass Reich-Ranicki mit dem Kampf um ein proletarisches Bewusstsein nichts anfangen kann, und die Hauptfigur einerseits als „Helden,“ andererseits als „primitiven Menschen“ darstellt entspringt ja wohl seiner eher nach einfachen Mustern gestrickten kleinbürgerlichen Denkweise.
Was nicht in der WAZ steht: sein Hauptwerk „Menschen an unserer Seite“ ist nach wie vor beim Essener Verlag NEUER WEG erhältlich.
Eine wunderbare Lektüre zur Geschichte der DDR, um Lehren für heute und den Aufbau des Sozialismus zu ziehen und eine super Begleitlektüre zur Neuerscheinung von Stefan Engel, „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise", der in diesen Tagen um den zweiten Teil „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und der Opportunismus“ erweitert wird.
Eduard Claudius, Menschen an unserer Seite: Taschenbuch (343 Seiten | 10,50 € | 978-3-88021-130-8) oder als eBook (7,99 € | 978-3-88021-525-2)
Ervira Dürr, Berlin